Kurz nach den
Anschlägen vom 11. September 2001 stellte George W. Bush die berühmte Frage:
„Warum hassen sie uns?“ Die von ihm selbst gegebene Antwort lautete bekanntlich:
„Sie hassen uns wegen unserer Freiheit!“ In diesem Artikel argumentiere ich,
dass wir uns einer gefährlichen Illusion hingeben, wenn wir Terror-organisationen
wie „Al-Qaida“ und den „IS“ als rein religiöse Fanatiker abtun. Sie hassen uns
nicht so sehr wegen unseres Liberalismus, als vielmehr wegen unseres Imperialismus.
Der islamistische Terrorismus lässt sich daher auch nur verstehen, wenn wir neben ihrer
Religion auch unsere Politik ins Auge fassen.
Nach weit
verbreiteter Ansicht befinden sich die Mudschahedin, Al-Qaida und der IS in
einem „Dschihad“, einem heiligen Krieg gegen den Westen, der erst beendet sein
wird, wenn die Ungläubigen sich zum Islam bekehren, den Gottesstaat anerkennen
und sich der Scharia unterwerfen.
Die Scharia gilt
als göttliches Gesetz. Sie verlangt die Todesstrafe für die Unzucht, den
Ehebruch und den Abfall vom Glauben. Frauen müssen sich den Männern
unterwerfen. Ohne die Genehmigung ihres Mannes dürfen sie das Haus nicht
verlassen. Und wenn sie vor die Tür treten, müssen sie sich mit Abaya, Niqab
oder Burka verhüllen.
Mit den
drakonischen Strafen wie der öffentlichen Enthauptung, der Steinigung oder den
Peitschenhieben gehen noch die archaischen Sitten der Ehrenmorde, der Kinderehe
und der Beschneidung der Genitalien von Mädchen einher.
Niemand von uns kann
sich einen globalen Sieg der Dschihadisten, die Errichtung eines Gottesstaates
und die Einführung der Scharia wünschen.
Doch ist dies
überhaupt das Ziel der Dschihadisten? Sind die führenden Köpfe der
Mudschahedin, von Al-Qaida und des IS tatsächlich rein religiöse Fanatiker, die
von einem weltumspannenden Kalifat träumen und jeden Menschen als
gottesfürchtigen Anhänger des sunnitischen Islam sehen möchten?
Wir Humanisten,
die gegen den unheilvollen Einfluss der Kirchen kämpfen, neigen dazu, die
Religion als die Wurzel allen Übels zu betrachten. Auch den Dschihadismus sehen
wir so. Diese Sichtweise ist aber entschieden zu eng. Sie blendet die politischen
Ursachen aus. Weit wichtiger noch: Sie hindert uns daran, den Dschihadismus zu
verstehen und zu bekämpfen.
Es ist ein
offenes Geheimnis, dass Saudi-Arabien, Ägypten und der Iran nicht nur ihre
wahhabitischen, sunnitischen und schiitischen Glaubensbrüder in Deutschland
unterstützen, sondern auch eine aktive Missionierung betreiben. Diese
Bemühungen verdanken sich offenkundig einer vornehmlich religiösen Motivation.
Doch wie man
bereits an der 1928 in Ägypten gegründeten Muslimbruderschaft ersehen kann, haben
viele islamistische Gruppierungen politische Wurzeln. Unter dem Motto „Gott ist
unser Ziel. Der Prophet ist unser Führer. Der Koran ist unsere Verfassung. Und
der Dschihad ist unser Weg.“ hatte sie sich gegen die britischen Kolonialherrschaft
aufgelehnt.
Als die
Sowjetunion 1979 in Afghanistan einmarschierte, um die dortige kommunistische
Regierung vor einem drohenden Sturz zu bewahren, strömten bekanntlich Tausende
von Mudschahedin aus der ganzen islamischen Welt in Richtung Hindukusch, um die
russischen Eindringlinge zu vertreiben.
Unter dem
Tarnnamen „Operation Cylone“ übernahmen die USA die Ausbildung, Bewaffnung und
Finanzierung der Mudschahedin. Alles in allem unterstützte das Weiße Haus den
Kampf gegen den Kommunismus mit sechs Milliarden Dollar. Neben amerikanischen
Waffen erhielten die Mudschahedin auch Waffen aus Großbritannien, Frankreich,
Deutschland, Japan und Israel.
Dies war weder
das erste noch das letzte Mal, dass sich die USA der Islamisten bedienten, um
einen unliebsamen Gegner zu bekämpfen. In der „Operation Ajax“, in der man 1953
den demokratisch gewählten Präsidenten Irans, Mohammed Mossadegh, stürzte,
suchte die CIA ebenfalls gezielt die Unterstützung der Kleriker. Mossadegh war
ein Anhänger von Demokratie und Parlamentarismus. Doch das nützte ihm nichts.
Als er beschloss, die für die Amerikaner und Briten lukrativen Ölquellen
zu verstaatlichen, um die Iraner stärker an den Gewinnen zu beteiligen, musste
er gehen.
Die Unterstützung
von Islamisten erwies sich kurzfristig als ein Segen, aber langfristig als ein
Fluch. Denn letztlich führten das Eingreifen im Iran und in Afghanistan zu Ayatollah
Khomeini und zu Osama bin Laden.
1988 rekrutierte
sich aus den in Afghanistan kämpfenden Mudschahedin das Terrornetzwerk Al-Qaida.
Unter der Führung von Osama bin Laden verübte es weltweit Tausende von
Anschlägen, unter anderem in Madrid, in London und in New York.
Osama bin Laden
wird gerne als ein religiöser Fanatiker hingestellt. Nichts könnte weiter von
der Wahrheit entfernt sein. Wie der frühere CIA-Agent Michael Scheuer berichtet,
war Osama bin Laden ein intelligenter, inspirierender, couragierter und charismatischer
Führer, der die Anschläge seines Terrornetzwerkes nicht religiös, sondern
politisch begründete.
Sein Feind waren
nicht die Ungläubigen, sondern Amerika. Er hasste die Vereinigten Staaten wegen
ihrer militärischen Interventionen in Kuwait, in Somalia, im Sudan, in
Afghanistan und im Irak. Er hasste die USA wegen ihrer Unterstützung der
korrupten Golfmonarchien. Und er hasste die USA wegen ihrer Unterstützung Israels
bei der Vertreibung der Palästinenser.
In einer im Jahre
2004 von Al Jazeera ausgestrahlten Videobotschaft erklärte er, dass ihm die
Idee für den Anschlag auf die Twin Towers 1982 kam, als er während Israels
Bombardierung des Libanon brennende Türme in Beirut sehen musste:
„Das Ereignis,
das meine Seele berührte, war Israels Invasion des Libanon, die von den USA
unterstützt wurde. Ich konnte die Bilder von toten Frauen und Kindern nie
wieder vergessen. Als ich all das Blut der unschuldigen Menschen sah, dämmerte
es mir, dass wir die Unterdrücker bestrafen und die Türme in Amerika zerstören
müssen, um sie von der Ermordung unserer Frauen und Kinder abzuhalten.“
In dieser
Botschaft beantwortete er auch George W. Bush’s rhetorische Frage „Warum hassen
sie uns?“ Er sagte: „Wir hassen eure Freiheit nicht. Weshalb verüben wir
beispielsweise keine Anschläge auf Schweden? Nein, wir kämpfen, weil wir freie
Menschen sind und weil wir uns gegen eure Unterdrückung wehren. Wir werden euch
so lange bombardieren, wie ihr uns bombardiert.“
Weshalb sind
diese Aussagen weithin unbekannt? Weil es viel bequemer ist, Terroristen als
religiöse Fanatiker abzutun, als sich mit ihrer durchaus legitimen Kritik an
der amerikanischen Außenpolitik
auseinander zu setzen.
Es ist in diesem
Zusammenhang auch mehr als bezeichnend, dass unsere Lückenpresse kaum über
Chalid Scheich Mohammeds kürzlich veröffentlichten Brief an Barack Obama
berichtete, der am 8. Februar 2017 im Miami
Herald erschien. Der Wochenzeitung DIE
ZEIT war der 18-seitige Brief des Drahtziehers von „9/11“ gerade einmal 5
Zeilen wert. Man zitierte lediglich, dass er Obama als „Schlange“ und als
„Präsidenten der Vereinigten Staaten der Tyrannei“ bezeichnete.
Tatsächlich
schrieb er, dass die Amerikaner am 11. September 2001 nur geernet hätten, was
sie selbst gesät haben. Es sei schließlich Washington gewesen, das mit dem
Terror begonnen habe. Wie Osama bin Laden rechtfertigte auch Chalid Scheich Mohammed
die Aggressionen von Al-Qaida mit den Interventionen der USA.
Er machte den
Amerikanern ihre „Regime Changes“ im Iran, im Libanon, in Afghanistan, in
Kuwait, im Irak, in Libyen und in Syrien zum Vorwurf. Er erinnerte an den von
den USA unterstützten Gaza-Krieg von 2014, in dem nach Angaben der UNO 1.814 Menschen
ihr Leben verloren, über 70 Prozent davon Zivilisten. Er prangerte die Menschenrechtsverbrechen
im Gefängnis von Abu Ghraib an, in denen etwa 100 Häftlinge zu Tode gefoltert
wurden. Er gemahnte an die Verhörmethoden von Guantánamo und die Überführung
von Häftlingen in ägyptische Folterkammern. Und er verurteilte die
amerikanischen und israelischen Drohnenangriffe in Palästina, Afghanistan,
Pakistan, Irak, Somalia, Libyen und dem Jemen.
Zum Schluss
machte er noch einmal klar, dass es Al-Qaida nur um die Einmischung in
islamische Staaten gehe: „Sie können ihre Militärbasen in Japan, Deutschland,
Italien und anderen Ländern gerne behalten; doch auf muslimischem Boden werden
wir keine amerikanischen Stützpunkte dulden.“
Auch der „Islamische
Staat“ verfolgt mehr als nur eine rein religiöse Agenda. Sein erster offizieller
Akt war deutlich politischer Natur. Als ihr Anführer, Abu Bakr al-Baghdadi, am
29. Juni 2014 in Mossul ein Kalifat ausrief, bestand seine erste Amtshandlung
darin, das Sykes-Picot-Abkommen für null und nichtig zu erklären. Mit diesem am
16. Mai 1916 unterzeichneten Abkommen teilten die Briten und Franzosen große
Teile des Osmanischen Reiches unter sich auf. 1916 tobte bekanntlich noch der
Erste Weltkrieg. Dies hinderte die Briten und Franzosen jedoch nicht daran,
schon einmal Pläne für die Aufteilung ihrer Kriegsbeute zu machen. Mit einem Lineal
zogen sie eine künstliche Grenze vom Mittelmeer bis nach Persien. Alles, was oberhalb
der Grenze lag, sollte den Franzosen zufallen, und alles, was unterhalb der
Grenze lag, sollten die Briten erhalten. Auf diese Weise wurden auf dem Boden
des Osmanischen Reiches fünf künstliche Staaten geschaffen: Frankreich erhielt
das Mandat über Syrien und den Libanon und die Briten erhielten das Mandat über
Palästina, Jordanien und den Irak.
Da die Briten und
Franzosen mit der Bekämpfung Deutschlands alle Hände voll zu tun hatten, kamen
sie auf die Idee, sich im Kampf gegen das Osmanische Reich der unterdrückten
Araber zu bedienen. Sie schickten den in Kairo stationierten Geheimagenten
Thomas E. Lawrence – besser bekannt als „Lawrence von Arabien“ – zum Emir von
Mekka. Obgleich Lawrence das damals noch geheime Sykes-Picot-Abkommen kannte
und wusste, dass die Briten und Franzosen das Osmanische Reich längst unter
sich aufgeteilt hatten, versprach er dem Emir doch einen unabhängigen arabischen
Staat, wenn er sich mit seinen Kriegern am Kampf gegen die Osmanen beteiligen
würde. Als der Erste Weltkrieg 1918 erfolgreich beendet wurde, wollten die
Briten und Franzosen plötzlich nichts mehr von einem unabhängigen arabischen
Staat wissen. Die Araber haben diesen Verrat nie vergessen.
Wie Al-Qaida ist
auch der IS gewissermaßen ein Kind der USA. Als George W. Bush 2003 unter dem
Vorwand, Saddam Hussein besitze Massenvernichtungswaffen, in den Irak
einmarschierte, beging er einen verhängnisvollen Fehler. Er ließ nicht nur die
von Saddam Hussein geführte Baath-Partei zu einer „kriminellen Vereinigung“
erklären, sondern löste auch die irakische Armee und den irakischen
Geheimdienst auf. Diese von heut auf morgen entlassenen Generäle, Offiziere,
Soldaten und Geheimdienstleute bilden heute das organisatorische und
strategische Herz des IS.
Die unter Saddam
Hussein tätigen Offiziere der Armee und des Geheimdienstes waren keine
religiösen Fanatiker. Obwohl mehrheitlich Sunniten, unterstützten sie die
säkulare Baath-Partei. Es war der Hass auf die amerikanischen Besatzer, der sie
zunächst in die Arme von „Al-Qaida im Irak“ (AQI), dann dem „Islamischen Staat
im Irak“ (ISI), danach dem „Islamischen Staat im Irak und der Levante“ (ISIL) und
schließlich des IS trieb.
Wenn der IS die
USA heute gerne als „Schlange“ bezeichnet, hat dies einen durchaus
verständlichen Hintergrund. Zwischen 1980 und 1988 führte der Irak mit
Billigung und Unterstützung Amerikas einen Krieg gegen den Iran. Trotz
offizieller Neutralität belieferten die USA den Irak mit Waffen. Da es aber nicht
im Interesse des Weißen Hauses liegen konnte, dass sich Saddam Hussein der iranischen
Raffinerien von Abadan bemächtigte, belieferte es zugleich auch den Iran mit Waffen.
Darüber, dass sich der Irak während dieses Krieges amerikanischen,
französischen und deutschen Giftgases bediente, ist man stillschweigend
hinweggegangen. Erst als Saddam Hussein sich 1990 für die Kosten des Krieges
durch die Ölfelder in Kuwait schadlos zu halten suchte, gab es einen „humanitären“
Aufschrei – neben den angeblich aus den Inkubatoren gerissenen Säuglingen
diente der Giftgasangriff plötzlich zur Rechtfertigung des amerikanischen
Einmarsches in Kuwait.
Besondere Wut lösten
die von 1990 bis 2003 verhängten Sanktionen aus. Am 6. August 1990 verabschiedeten
die Vereinten Nationen auf amerikanische Initiative ein Wirtschaftsembargo
gegen den Irak, das lediglich „die medizinische Versorgung, Nahrungsmittel und
andere lebensnotwendige Güter“ ausnahm. Da sich der Westen nicht an diese
Ausnahmeregelung hielt und lange Zeit nicht einmal Medikamente ins Land ließ, kamen
unter den Sanktionen mindestens eine Million Iraker ums Leben, die Hälfte davon
Kinder.
Am 12. Mai 1996
wurde die amerikanische Außenministerin Madeleine Albright in der Sendung „60
Minutes“ auf die Sanktionen angesprochen: „Eine halbe Million Kinder sollen
mittlerweile gestorben sein. Das sind mehr Kinder, als in Hiroshima gestorben
sind. Ist das den Preis wert?“ Albright antwortete kalt: „Ich denke, dass es
den Preis wert ist.“ 1998 rechtfertigte sie die Sanktionen gegen den Irak sogar
mit der zynischen Aussage: „Wenn wir Gewalt anwenden, dann deswegen, weil wir
Amerika sind! Wir sind die unverzichtbare Nation. Wir haben Größe. Und wir
blicken weiter in die Zukunft.“
Kann es wirklich
verwundern, dass sich Teile der Machtelite des Irak nach dem Krieg, nach den
Sanktionen und nach der Entlassung aus dem Dienst einer Organisation
anschlossen, die Amerika zum Feind Nummer Eins erklärten und sich für die
Gründung eines unabhängigen islamischen Staates aussprachen?
Der IS ist weit
grausamer als es Al-Qaida je war. Vermutlich ist es sogar diese Grausamkeit,
die ihm nicht nur radikale Muslime aus ganz Arabien, sondern auch aus Europa Zulauf
finden lässt. Diese Menschen schließen sich dem Terrornetzwerk sowohl aus
religiösen und existenziellen als auch aus sexuellen und sadistischen Gründen
an. Dennoch verfolgt auch der IS ein klar umrissenes und recht begrenztes politisches
Ziel: Die Gründung eines Kalifats, das neben Irak und Syrien auch die übrigen unter
dem Sykes-Picot-Abkommen geschaffenen Staaten Libanon, Jordanien und Israel
einschließt.
Man wird den IS
sicher nie vernichtend schlagen können. Selbst wenn er gezwungen sein sollte,
sein gegenwärtiges Territorium zu räumen, wird er sich lediglich zurückziehen,
seine Arbeit vielleicht aus dem Untergrund fortsetzen oder sich einen neuen
Namen zulegen.
Dennoch wird man
um eine militärische Auseinandersetzung mit dem IS nicht herumkommen. Wie die
kürzliche Befreiung von Aleppo und die gegenwärtige Befreiung von Mossul zeigen,
kann man den IS zur Aufgabe der von ihm besetzten Territorien zwingen.
Angesichts der perfiden Taktik der Terroristen, sich in Schulen und Krankenhäusern
zu verbergen und sich der ansässigen Bevölkerung als Schutzschilder zu
bedienen, geht leider jede Befreiung mit einer großen Zahl von Todesopfern
unter den Zivilisten einher.
Die vom IS
besetzten Territorien zurück zu erobern, ist auch wichtig, um ihm den weiteren
Zugang zum Öl abzuschneiden, mit dessen Verkauf er sich finanziert. Den IS
zurück zu drängen oder sogar in den Untergrund zu treiben, erfordert jedoch ein
politisches Umdenken in Washington. Donald Trump sollte sich mit Wladimir Putin
für einen gemeinsamen Kampf gegen den IS verbünden. Und statt vollkommen
kontraproduktive Sanktionen gegen Syrien und Iran zu verhängen, sollte man sie
als Alliierte in den Kampf gegen den Terrorismus einbinden.
Zudem sollte
Trump den von der demokratischen Kongressabgeordneten Tulsi Gabbard
eingebrachten „Stop Arming Terrorist Act„ unterstützen, einen Gesetzentwurf,
der nicht nur den Verkauf von Waffen an Al-Qaida und den IS, sondern auch an
Staaten wie Saudi-Arabien, Katar und die Türkei verbietet, die im gegenwärtigen
Syrien-Krieg nachweislich Terroristen mit Waffen beliefert haben.
Um den IS
dauerhaft zu schwächen, wird es letztlich aber unumgänglich sein, seine durchaus
legitime Kritik an der amerikanischen Außenpolitik ernst zu nehmen. Dies ist
kein „Appeasement“. Die militärischen Interventionen im Irak, in Libyen, in
Syrien und im Jemen waren völkerrechtswidrig. Die Gründe für ein Einschreiten
aus „humanitären“ Gründen waren weitgehend frei erfunden. Nicht nur im Irak,
auch in Libyen und in Syrien ging es ausschließlich um ökonomische und
geostrategische Interessen des Westens. Und schließlich: Selbst
unverbesserliche Humanisten, die meinen, sich über das Selbstbestimmungsrecht
der Völker hinwegsetzen zu können, sollten sich eine einfache moralische Frage
vorlegen: Würde der Sturz eines autoritären Regimes wie das von Baschar
al-Assad in Syrien nicht weit mehr Schaden verursachen als verhindern? Ich
denke, ein Blick auf den heutigen Irak und das heutige Libyen dürfte diese
Frage leicht beantworten.
James Barr A Line in the Sand. Britain, France and the Struggle That Shaped the Middle East. 2011.
Zum Weiterlesen:
James Barr A Line in the Sand. Britain, France and the Struggle That Shaped the Middle East. 2011.
William Blum America’s
Deadliest Export: Democracy. 2013.
Patrick Cockburn The
Age of Jihad. Islamic State and the Great War For the Middle
East. 2016.
Seymour M. Hersh The
Killing of Osama bin Laden. 2016
Michael Scheuer Through
Our Enemies’ Eyes. Osama bin Laden, Radical Islam and the Future of America.
2006.
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